"Es muss länger gemeinsam gelernt werden"

Veröffentlicht am 14.03.2008 in Presseecho

Frank Mentrup

Gäuboteartikel vom 08.03.2008

Herrenberg - Wie kann die Zukunft des Wirtschafts- standortes Deutschland gesichert werden? Die zentrale Frage dabei ist die Bildungspolitik. Eckpunkte der Landes-SPD stellte der Abgeordnete Dr. Frank Mentrup in Herrenberg im Klosterhof vor.

VON FABIAN ERHARDT

"Bildung ist zur Zeit in aller Munde", machte Bodo Philipsen, Fraktionsvorsitzender der SPD im Herrenberger Gemeinderat, deutlich. Es ist Bewegung gekommen in die Bildungsdebatte des Landes. Wohin diese Bewegung führen könnte, skizzierte der Bildungspolitische Sprecher der SPD Baden-Württemberg und Leiter des Arbeitskreises "Bildung", Dr. Frank Mentrup (GB-Foto: gb) aus Mannheim.

Ein "Bildungsaufbruch" sei im Moment dringlichste Gestaltungsaufgabe der Landespolitik. Große Herausforderungen seien die demografische Entwicklung und das schlechte Abschneiden von Deutschland in internationalen Bildungsvergleichen. Besonders die Haupt- und Grundschulen würden in den nächsten 15 Jahren zwischen 20 bis 30 Prozent weniger Schüler haben. Dies bringe viele Schulstandorte in Gefahr. "Wir brauchen dringend neue Modelle, wenn wir auch kleinere Schulstandorte erhalten wollen." Es drohe eine Fusionierung der Schulen, was das Netz der Bildungsversorgung empfindlich träfe.

Zuerst müsse ein falsches Verständnis von den Aufgaben einer Schule ausgeräumt werden: "Bildung muss wieder mehr sein als die Vermittlung von Fachwissen", so der Landespolitiker, "umfassende Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenz müssen in den Mittelpunkt rücken." Die Bildungspolitik der CDU sei zu elitär ausgerichtet, die gymnasiale Laufbahn genieße oberste Priorität, während vorschulische Belange vernachlässigt würden. "Der soziale Status und die Bezahlung einer Erzieherin verglichen mit der eines Gymnasiallehrers zeigen ganz klar, wie hier politisch gewichtet wird", unterstrich er. Weiterhin präsentiere sich die Bundesrepublik als das Land, in dem der Bildungshintergrund der Eltern über Erfolg oder Misserfolg des Kindes entscheide. Der Bildungspolitiker betont: "Selbst die Wirtschaft sagt, dass wir uns das in Zukunft nicht mehr leisten können."

Alle Bildungsmissstände, über die Mentrup sich an diesem Abend beschwerte, spitzten sich auf ein "Urübel" zu: das dreiteilige Schulsystem. Neben Österreich sei Deutschland das einzige Land der Organisation der Industriestaaten (OECD), das seine Schüler bereits nach vier Jahren trennt. Der Bildungspolitiker beklagte: "Kinder mit Lernschwierigkeiten werden nicht individuell gefördert, sondern reflexartig an die angeblich richtige weiterführende Schule überwiesen." Dies bereite einem Schachteldenken den Weg, das krampfhaft versuche, homogene Schülergruppen mit gleichem Leistungsprofil zu schaffen. Im Konzept eines integrativen Schulmodells sehe er hierfür die Lösung. Kern dieses Modells ist die Gesamtschule: längeres gemeinsames Lernen von Schülern, die gegenwärtig an Haupt- und Realschule sowie am Gymnasium sind. Dies solle jedoch nicht mit einer Vereinheitlichung verwechselt werden. "Unser Ziel ist es, durch flexible, an die Bedürfnisse des jeweiligen Standorts angepasste Konzepte die Individualität in der Zusammenführung zu fördern", erläuterte der Landtagsabgeordnete. Dies bedeute konkret: Alle Schüler gehen bis zur zehnten Klasse gemeinsam zur Schule, erst während der Schulzeit kristallisiere sich heraus, welcher Abschluss angestrebt wird. Das Abitur kann angehängt werden. Großer Vorteil dieses Systems sei die Reaktionsmöglichkeit auf die Individualität der Schüler. Mentrup: "Ein sprachbegabtes Kind kann Sprachunterricht auf hohem Niveau besuchen, hat es gleichzeitig aber Rechenschwierigkeiten nimmt es an einem Matheunterricht auf niedrigerem Niveau teil."

Das Freizeitangebot von Musikschule und Sportverein in diese Gesamtschulen zu holen, sei ein weiterer Schritt hin zur Chancengerechtigkeit. "Nicht alle Eltern verfügen über die Logistik oder die Motivation, ihren Kinder eine reichhaltige Nachmittagsgestaltung zu bieten", mahnte der Bildungspolitiker.

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