Radler-Flickwerk

Veröffentlicht am 20.07.2024 in Presseecho

Gäubote vom 19.07.2024

Meine Meinung

Bodo Philipsen, Sprecher SPD-Fraktion im Gemeinderat Herrenberg

Eine ganze Kommune fährt nur Fahrrad oder geht zu Fuß: Die ganz Kleinen bis hin zu den betagten Senioren, Frauen und Männer, in die Schule, zum Einkaufen, zum Arzt, an den Strand. Ganz selbstverständlich und gefahrlos, bei jedem Wetter. Ohne zu klagen. Ganz einfach, weil Autos auf den meisten Ostfriesischen Inseln nicht zugelassen sind. Abgesehen vom elektrischen Müllauto, der Feuerwehr oder dem Krankenwagen. Kein Verkehrslärm, keine Abgase, entspanntes Miteinander, vor allem aber viel öffentlicher Raum zum Leben. Reisen soll ja bilden: In holländischen und dänischen Städten findet man fast überall durchgehende vom Straßenverkehr getrennte Radwege mit eigenen Ampeln, guten Belägen, zahlreichen modernen Parkierungsanlagen und klarer Linienführung.

In Münster, Greifswald oder Erlangen sieht es noch nicht so gut aus, dort aber beherrschen die Radler das Verkehrsgeschehen, ganz einfach, weil sie in der übergroßen Mehrzahl sind. Es ist ja richtig, dass man auch in Herrenberg irgendwie ganz gut mit dem Rad durch die Stadt kommt, aber nichts von dem, was ich auf Reisen erlebe: Keine klare örtliche und regionale Linienführung, keine durchgehenden getrennten Radwege, keine Priorisierung in der Verkehrsführung, keine gute Ausleuchtung, vielfach keine guten Beläge, keine ausreichenden Parkierungsmöglichkeiten, viele nicht abgesenkte Bordsteine und überall Konflikte mit Autos und Fußgängern.

Wenn wir wirklich viele Menschen dazu bewegen wollen auf das Rad umzusteigen, dann wird das mit diesem Flickwerk nichts. Radfahren ist ja nicht nur gut für das Klima und das Stadtleben, sondern auch für die Gesundheit und den Geldbeutel. Schneller ist man sowieso in der Stadt.

Der Umstieg ist möglich, wie die Beispiele zeigen. Und er würde sich lohnen. Für alle.