Gäubote vom 21.04.2023
Meine Meinung
Von Bodo Philipsen, SPD-Fraktionschef im Gemeinderat Herrenberg
Sie versorgen uns seit vielen Jahren zuverlässig mit Wasser, Strom und Gas oder ermöglichen uns Busfahrten und Bäderbesuche. Nun sind sie plötzlich in die Kritik geraten, weil sie die Gaspreise drastisch erhöhten und alten Stromkunden kündigten.
Doch da geht es unseren Stadtwerken wie vielen anderen im Land. Das Auf und Ab der Energiepreise bringt sie an den Rand der Existenz, ihre roten Zahlen gefährden den Kernhaushalt der Stadt, ihr Geschäftsmodell Gasverkauf neigt sich offenkundig einem Ende zu und damit gerät die Querfinanzierung von Bus und Bädern durch die Gasgewinne in Gefahr.
Brauchen wir überhaupt eigene Stadtwerke? Aus unserer Sicht sind sie wichtiger denn je, denn nur mit aktiven Stadtwerken können wir als Stadt unseren Klimafahrplan umsetzen: Eigenen Strom mit Wind, Fotovoltaik und Biomasse produzieren, Kunden Dienstleistungen wie Fotovoltaikdächer, Wärmepumpen, Ladestationen, Speicher oder smarte Haussteuerungen durch Contracting bezahlbar machen, Nahwärmekonzepte entwickeln und umsetzen und vieles mehr.
Der neue Gewinnbringer kann der grüne Strom sein wie uns andere Stadtwerke wie Tübingen, Sindelfingen oder Esslingen vormachen, die aktuell Gewinne einfahren. Wenn wir diese Leistungen bei anderen einkaufen, wandert die Wertschöpfung aus unserer Stadt ab. Dann müssten wir Millionen für die Finanzierung der Bäder, Busse und Parkhäuser aus unserem städtischen Haus halt zahlen, die wir gerade jetzt gar nicht haben. Dann würden wir örtliche Steuerungsmöglichkeiten bei der Energiewende verlieren. Leider haben die Stadtwerke aber bis heute die vom Gemeinderat beschlossenen strategischen Neuausrichtungen noch immer nicht umgesetzt, geschweige denn ein überzeugendes Geschäftsmodell für die Zukunft vorgelegt. Ganz offenkundig haben sie zu wenig Kapital und Personal, um die erforderliche Transformation allein umzusetzen. Kooperationen sind erforderlich. Eine Unternehmensberatung beispielsweise durch den Dachverband Kommunaler Unternehmen könnte ein erster Schritt sein. Viel Zeit jedenfalls haben wir nicht mehr zu verlieren. Es steht mehr auf dem Spiel als viele vermuten.