"Von Planeritis ergriffen" von Bodo Philipsen

Veröffentlicht am 21.08.2016 in Presseecho

Lokalpolitische Kolumne des Gäuboten vom 20.08.2016

"Ja mach nur einen Plan " (B. Brecht) - Eigentlich müsste sich Herrenberg momentan sehr dynamisch entwickeln: Die Konjunktur brummt, die Einkommen steigen, die Zinsen sind auf historischem Tief, die Nachfrage nach Wohnraum ist enorm.

Und gerade mittelgroße Städte mit Flair und viel Grün wie Herrenberg sind aktuell sehr hip. Das Fenster für Entwicklung ist also gerade sehr weit offen. Und dennoch hat sich eher der Mehltau des Stillstands über unsere Kommune gelegt. Seit vielen Jahren liegen weite Innenbereiche brach, obwohl sie der Kommune gehören und damit leicht vermarktet werden könnten. Wo man sich Baukräne wünscht, stapeln sich aber nur Pläne: Das Leitbild Herrenberg 2020 sowie zahllose Bürgerprojektvorschläge, die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs, von Architektenwettbewerben, Straßenplanungsalternativgutachten, ÖPNV-Gutachten, jetzt die Planung eines integrierten Verkehrs, Einzelhandelsgutachten, Lichtkonzept für die Altstadt und vieles mehr, neue Gutachten sind in Auftrag gegeben wie Wohnungsentwicklung oder ein Plan für die Umsetzung der Innenflächen. So richtig es ist, verschiedene städtische Themen in ihren Zusammenhängen zu planen, so wird man langsam den Eindruck aber nicht los, dass uns die Planeritis ergriffen hat. Und jeder Plan kostet Geld und jeder Plan muss wieder mit dem anderen abgestimmt werden. Und wenn alle Pläne fertig sind, werden sie noch in die Bürgerbeteiligung geworfen, dann wieder verworfen, neu geplant. Und so vergehen Monate und Jahre, in denen anderen Kommunen in der Region uns den Rang ablaufen. Dabei weiß man, dass Städte sich nicht nach Plänen entwickeln, sondern eher organisch wachsen. Ich bin mir sicher, dass beispielsweise eine private Investition auf dem
BayWa-Areal sehr viel mehr Entwicklungsdynamik auslösen kann als jeder Plan.

Natürlich dürfen wir als Kommunalpolitiker nicht das Heft des Handelns völlig in die Hände des Marktes geben, müssen das Ganze im Auge behalten, verschiedene Interessen ausbalancieren, die Kosten beachten und den Bürger als Experten seiner Stadt anhören. Aber ständig neue Gutachten und Pläne in Auftrag zu geben und immer neue Mitmachrunden der Bürgerbeteiligung ins Leben zu rufen, kann auch Ausdruck mangelnder Entscheidungsfähigkeit und Konfliktscheu sein. Eine Idee von seiner Stadt charismatisch zu vertreten, kann dagegen manchmal Berge versetzen.

Herrenberg muss jetzt historische Weichen stellen. Wenn wir aus Angst gerade vor dieser großen Verantwortung in immer neue Pläne flüchten, werden wir unserer Aufgabe nicht gerecht. Das Fenster für Entwicklung kann sich sehr schnell wieder schließen.

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