„Die frühkindliche Bildung sollte nichts kosten“

Veröffentlicht am 15.09.2017 in Presseecho
Elterncafé im Kosterhof
Elterncafé im Klosterhof

Junge Familien treffen sich beim Elterncafé in Herrenberg mit der SPD-Bundestagskandidatin Jasmina Hostert (Zweite von rechts) GB-Foto: Holom

Gäubote vom 15.09.2017

Herrenberg: Familienpolitik ist ein Schwerpunkt im Wahlkampf der SPD-Kandidatin Jasmina Hostert

Der kleine Emil und seine Schwester Zoey rutschen auf Knien über den Boden, suchen putzmunter nach passenden Gummiteilen. Rote, grüne, blaue. Am Ende fügt sich das Puzzle zu einem bunten Schmetterling, umgeben von einer weichen, gelben Trainingsfläche. Gerade recht zum Purzelbaumschlagen. Die fünfjährige Ella, die zusammen mit ihrer Mama gekommen ist, schaut nicht lange zu, sondern stürzt sich schnell in das muntere Treiben. „Ella“ – so heißt die Tochter von Jasmina Hostert, der SPD-Bundestagskandidatin im Kreis Böblingen. Zusammen mit dem SPD-Ortsverein hat Hostert zum Elterncafé in den Herrenberger Klosterhof geladen und das Töchterle gleich zum Wahlkampftermin mitgebracht.

Auf der Theke steht süßes Gebäck. Alles aus eigener Herstellung. Wenn die Kandidatin kommt, greift auch Petra Menzel gerne zum Rührgerät. Der Zitronenmandelkuchen stammt von der Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins. „Schmeckt lecker“, lobt ein Besucher. Frischer Kaffeeduft breitet sich im Erdgeschoss aus. Ein paar Väter und Mütter unterhalten sich an den Tischen. Sie wollen einfach mal zwanglos mit Jasmina Hostert über die Themen plaudern, die ihr Familiendasein prägen. Kinder, Arbeit, Alltag. Und wie das miteinander zu vereinbaren ist.

Sarah und Francesco Isoldi wohnen in Ehningen. Jasmina Hostert haben sie vor einigen Tagen zufällig auf dem Böblinger Wochenmarkt kennengelernt. „Sie hat uns gefragt, ob wir Lust haben, nach Herrenberg in das Elterncafé zu kommen.“ Und das Ehepaar hatte Lust und Zeit für den Ausflug nach Herrenberg, samt Aurelia. Noch sitzt das Mädchen mit ihrem Teddy und den Kinderbüchern bei den Eltern am Tisch, aber lange wird es nicht mehr dauern, bis auch sie nach nebenan in die Spielecke umzieht. Ab September besucht die Zweijährige den Waldkindergarten in Ehningen. Die Eltern sind froh darüber, dass die Aufnahme so glattgegangen ist. Sarah Isoldi, die als Beamtin gerade in Teilzeit arbeitet: „Es gab genügend Angebote und keine Warteliste.“ Die Betreuungszeit von 8 bis 12.30 Uhr sei zwar nicht ganz so umfangreich, aber für die gegenwärtigen Bedürfnisse der jungen Familie komplett ausreichend. Hostert will es genau wissen: „Und bekommt Aurelia dort auch was zu essen, wie ist der Betreuungsschlüssel?“ In den zwei Gruppen werden maximal 40 Kinder aufgenommen, berichtet Sarah Isoldi. Auf zehn Kinder komme zumindest eine Erziehungskraft. Sie findet das so okay. „Und das Essen?“, hakt Hostert nach. Eine Mahlzeit bietet die Einrichtung nicht an, Aurelia nimmt ganz klassisch ein Vesper mit. „Wir kochen dann zu Hause“, sagt die Mama.

Zu einer Tasse Kaffee eingefunden hat sich auch Karin Roth. Von Beruf: Erzieherin. Seit 20 Jahren, zehn Jahre davon in Herrenberg. Sie hat ein ähnliches Anliegen wie Hostert. „Mich interessiert, was die Eltern erwarten.“ Betreuung, Bildung, Erziehung. Den Wandel auf ihrem Berufsfeld hat Roth hautnah erlebt – und mitgestaltet. Ihr kommt es vor allem auf die pädagogische Qualität an. Als Leiterin des Kindergartens in der Mittelfeldstraße in Affstätt weiß sie, dass es zunehmend schwierig wird, genügend kompetentes Personal zu finden. Der Arbeitsmarkt ist so ziemlich leergefegt. „Die Anerkennungspraktikantin geht, die Zweitkraft hat sich für Altersteilzeit entschieden, und es gibt wenige Bewerber,“ schildert sie der SPD-Kandidatin ihre augenblickliche Lage.

Für Hostert ist klar, dass der Erzieherberuf noch attraktiver gemacht werden muss, auch wenn in den letzten Jahren schon viele Anreize geschaffen wurden. Vom Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz dürfe auf keinen Fall abrückt werden, „das war richtig“. Die Wahlkämpferin bedauert, dass die Landesregierung vor zwei Jahren das Fle xi-Programm auslaufen ließ. Darüber seien besonders geeignete, aber nicht pädagogisch speziell ausgebildete Betreuungskräfte geworben worden. „In Böblingen war das gut genutzt, ich habe mich sehr für die Beibehaltung eingesetzt.“

Ein bisschen appelliert Hostert aber auch an die Väter und Mütter, in ihren Ansprüchen an die Kitas ein wenig maßzuhalten. „Der Erziehungsauftrag liegt zuerst bei den Eltern und kann nicht komplett an die Kita abgegeben werden. Wegen jeder Kleinigkeit sollte man sich auch nicht beschweren.“ Könnte Hostert entscheiden, würde sie die Elternbeiträge am liebsten ganz abschaffen. Mindestes aber eine soziale Staffelung hält sie für angemessen. Ihr Credo: „Die frühkindliche Bildung sollte nichts kosten.“ Schade findet sie, dass die Idee, wenigstens das letzte Kita-Jahr verpflichtend und kostenfrei zu machen, wieder in der Versenkung verschwunden ist. Für die Eltern müsse die Betreuung jedenfalls erschwinglich sein. Eine Monatsgebühr von 600 Euro für einen U3-Platz in der Ganztagsbetreuung hält sie für ziemlich abschreckend. Hostert: „Das ist verdammt viel Geld, ein Teilzeitjob lohnt sich da ja kaum mehr.“ Von der Runde erntet sie dafür einhellige Zustimmung. Und wer bezahlt dann? „Die Gemeinden schaffen das nicht allein“, postuliert die 34-Jährige, „das Land und der Bund müssen helfen.“ Bis zu 20 Prozent der Betreuungskosten könne der Bund übernehmen. „Wenn wir mehr Kinder in der Gesellschaft haben wollen, müssen wir mehr dafür tun, die Betreuung ist dabei elementar.“

Wahlkampftermine wie das Elterncafé hat Jasmina Hostert am liebsten. „Da begegne ich den Menschen direkt.“ Sie registriert wachsenden Redebedarf in der Bevölkerung, auch ein zunehmendes Interesse an Politik. Die SPD-Kandidatin: „Trump, Putin, Erdogan – die Leute spüren, dass die Welt aus den Fugen gerät. Europa steht auf dem Spiel, wir alle müssen wachsamer sein.“ Familienpolitik ist ein zentrales Thema ihrer Wahlkampagne. „Arbeit, Rente, Integration, Inklusion – das sind weitere Bereiche, die mir besonders wichtig sind.“

In den Wahlkampf eingestiegen ist sie unmittelbar nach der Nominierung im November 2016. „Seitdem steigere ich meine Präsenz Woche für Woche, besuche Gemeinden, Vereine, Institutionen, um ein Gefühl für den Landkreis zu bekommen.“ Als alleinerziehende Mutter ist es für Jasmina Hostert selbst auch gar nicht so leicht, alles unter einen Hut zu bekommen. In Teilzeit arbeitet sie als Regionalgeschäftsführerin der SPD, zum Wahlkampfendspurt nimmt sie sich komplett frei. Ihre Chancen am 24. September? „Es könnte klappen – wenn die SPD im Bund 30 Prozent und im Land 25 Prozent schafft.“ Hostert rangiert auf Platz 25 der Landesliste, so weit vorne wie kein anderer SPD-Bewerber aus dem Kreis Böblingen seit Doris Odenthal, die Abgeordnete im Bundestag war.

Das Elterncafé leert sich, auch die Ehninger Familie bricht auf. „Ich bin ganz zufrieden, mit dem, was Jasmina Hostert so erzählt hat“, zieht Francesco Isoldi ein persönliches Fazit. Für die Kandidatin dagegen ist noch lange nicht Schluss. Nach zwei Stunden im Klosterhof zieht sie um. Auf den Marktplatz. Der Infostand ist schon aufgebaut.

HARALD MARQUARDT

Kandidaten-Videos zu aktuellen Fragen  gibt es unter www.gaeubote.de/wahl2017

Zur Person

In Sicherheit und Frieden zu leben ist für Jasmina Hostert keine Selbstverständlichkeit. Geboren wird sie am 3. Dezember 1982 in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina. Bei einem Granatenangriff während des Bürgerkriegs verliert sie 1992 den rechten Arm. Eine schlimme Entzündung der Wunde macht die Behandlung in einem deutschen Krankenhaus erforderlich. Deshalb flieht sie zusammen mit ihrem Vater 1993 und wird in Bonn behandelt. Nach der Operation bleibt sie in Bonn, geht dort zur Schule und wird später von Maria Hostert adoptiert. Abitur macht Jasmina Hostert in Canterbury, anschließend studiert sie bis 2009 Politikwissenschaft, Neuere Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Bonn. Seit 2011 wohnt die SPD-Bundestagskandidatin in Böblingen, von 2013 bis 2016 leitet sie das Büro des Landtagsabgeordneten Florian Wahl. Jasmina Hostert, die geschieden ist und eine Tochter hat, arbeitet heute als Regionalgeschäftsführerin der SPD. Sie interessiert sich für Kunst und Kultur. „Zum Ausgleich“, wie Hostert über sich sagt, macht sie Führungen im Stuttgarter Haus der Geschichte. Faszinierend findet Hostert dabei, „wenn Geschichte in Politik übergeht“.

-mar

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