Absolute Priorität

Veröffentlicht am 13.01.2009 in Presseecho

Kolumne von Bodo Philipsen zum Thema Gesamtschule im Gäuboten vom 28.10.2008

"Ganztagsschule hat derzeit keine Chance" - so titulierte noch 2002 der "Gäubote" nach einer Gemeinderatssitzung. Die SPD hatte den Antrag für die Errichtung einer Ganztagsschule gestellt. Übrigens das zweite Mal nach 1998. Heute, sechs Jahre später, hat sich der Gedanke durchgesetzt, dass mit Ganztagsschulen nicht nur die für berufstätige Eltern erforderliche Betreuung gewährleistet wird, sondern vor allem, dass Ganztagsschulen einen Beitrag dazu sein können, die Abhängigkeit des schulischen Erfolgs von der sozialen Herkunft zu lockern. Die Milliarden des Ganztagsschulförderprogramms der rot-grünen Regierung Schröder brachten den Durchbruch. Mit dem jetzt vom Gemeinderat beschlossenen Antrag von CDU und SPD und den bisher bereits beschlossenen Investitionen erhält Bildung in Herrenberg absolute Priorität. Schon mit dem Bau der Mensen im Rahmen von mehr als sieben Millionen Euro, aber vor allem auch jetzt mit den Fördergeldern für die Schulen, der Übernahme der Abwicklung des Mittagessens und der Aufstockung der Sekretariate, alles in allem einem möglichen jährlichen Fördervolumen von mehr als 200 000 Euro, hat der Gemeinderat in wieder schwieriger werdenden finanziellen Zeiten bewiesen, dass Ganztagsschulen heute eine Chance erhalten sollen. Dabei geht der Gemeinderat deutlich über die von den Schulen beantragte Summe hinaus. Bei diesem Finanzvolumen braucht Herrenberg keinen interkommunalen Vergleich zu scheuen und sich bestimmt auch nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass er die "Schulen im Stich gelassen habe". Auch von "Zickzack-Kurs kann nicht die Rede sein, denn wir haben immer die Linie verfolgt, dezentral Mittel zur Verfügung zu stellen, was im Übrigen auch als Baustein hervorragend in die Architektur der Bildungsreform des Landes von 2004 passt, Schulen mehr Eigenverantwortung für ihr pädagogisches Profil zu geben. Die Beratungen mit den Schulleitungen haben immer wieder klar zum Ausdruck gebracht, dass die Bedürfnisse der einzelnen Schulen und Schularten sehr unterschiedlich sind, auch wenn der Ansatz der beiden Schulzentren sehr zu begrüßen ist, Schüler verschiedener Schularten in Ganztagsangeboten zusammenzuführen. In Ganztagesschulen müssen Leistungsstarke wie Leistungsschwache mehr individuelle Förderung erhalten, müssen Hausaufgaben bereits in der Schule erledigt werden können und sind für verschiedene Interessen weitere Angebote zu unterbreiten. Mit verschiedenen Programmen wie Lernbegleiter, flexible Nachmittagsbetreuung oder Lehrbeauftragte fördert das Land die Umsetzung des Ganztagsschulgedankens. Schulen, die erfolgreich einen Antrag stellen, erhalten darüber hinaus Lehrer- und Leitungsstunden. Leider bekennt sich die Landesregierung bis heute nicht zur Ganztagsschule, die sich immer noch in der Modellphase befindet. Noch immer möchte die Landesregierung Ganztagsschulen am liebsten als Halbtagsschulen mit zusätzlichen Freizeitangeboten ehrenamtlicher externer Anbieter, obwohl die pädagogische Literatur diesen Weg eher ablehnt. Gerade bildungsferne Schüler, die bisher ihre Freizeit nicht zu nutzen wissen, werden durch solche Modelle, gar, wenn sie mit Gebühren verbunden sind, nicht erreicht. Das belegen auch die Erfahrungen, die am Schulzentrum Längenholz bisher gesammelt wurden. Ganztagsschulen sollen stattdessen das Lernen individualisieren und rhythmisieren, Zeit für spezielle Interessen einräumen und selbstständige Projektarbeit fördern, dies alles am besten durch die Lehrer der Schule. Auch deswegen haben wir die Förderung gebunden an die Bedingung, dass sich die Schulen als Ganztagsschulen beim Land bewerben, wo sie dann wenigstens einige Lehrerstunden erhalten. Im Jahre 2008 stehen wir also erst am Anfang und müssen Erfahrungen sammeln. Da ist es gut, wenn der Gemeinderat den Schulen entsprechend der Haushaltslage die beschlossene Förderung für mehrere Jahre zusichert. Vielleicht wird sich dann auch erweisen, dass diese Schulen Sozialarbeiter, Schulpsychologen oder Medienbetreuer benötigen. Nun erst einmal können die Schulen selbst entscheiden, wofür sie die bewilligten Mittel einsetzen, wenn sie wollen, auch für einen zentralen Koordinator für die ganze Stadt. Bodo Philipsen, SPD-Fraktionsvorsitzender

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