Erhebliche Defizite

Veröffentlicht am 19.07.2005 in Presseecho

Artikel des Gäuboten vom 19.07.2005

Herrenberg. Es ist ein Thema, das die Menschen bewegt, die Bildung im Allgemeinen und die Ganztagsschule im Speziellen. "Quo Vadis Ganztagsschule?", fragten deshalb am Montagabend die Herrenberger Sozialdemokraten bei einer Podiumsdiskussion im Gewölbekeller der Volkshochschule. Einig war sich das Podium darin, die Konzepte für die beiden Schulzentren in Herrenberg positiv zu bewerten.

Ein volles Haus bescherte das Thema der SPD, über 25 Bürger füllten den Gewölbekeller. Das zeige, sagte die Rohrauer Landtagsabgeordnete Birgit Kipfer, "dass es ein sehr virulentes Thema ist". Zu denen, die vehement für Ganztagseinrichtungen eintreten, zählte die SPD-Politikerin die Handwerkskammern, die Industrie- und Handelskammern und die Arbeitgeberverbände. Ein Papier gerade dieser Verbände veranschlage den Bedarf auf 30 Prozent aller Schüler. Unverständlich, schüttelte Kipfer den Kopf, dass die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan das IZBB-Programm der Bundesregierung in die "Gags in Berlin, die der Schule nichts nutzen", einreihe.

"Ganztags- als Regelschule"

Eindeutiger stellten sich dagegen sozialdemokratische Forderungen dar. Projekte wie das des Schulzentrums Markweg, das von den IZBB-Mitteln wohl tatsächlich nicht profitieren könne, müssten vom Land gefördert werden. Unter anderem der Verkauf landeseigener Immobilien, so Kipfer, solle das Geld bringen, zusätzlich benötige man noch 20 Millionen Euro aus gewöhnlichen Haushaltsmitteln, um weitere Lehrerstellen an Ganztagsschulen einrichten zu können. Zudem "muss die Ganztagsschule als Regelschule verankert werden", forderte Kipfer.

"Gut und schnell gearbeitet"

Bodo Philipsen, SPD-Fraktionschef im Herrenberger Gemeinderat und Schulleiter in Sindelfingen, beleuchtete das Verhältnis zwischen Schulen und der Stadtverwaltung. Noch im Frühjahr 2002 nach einer hervorragend besuchten Veranstaltung im Schickhardt-Gymnasium zum Thema habe sich die Verwaltung gegen Ganztagsschulen verwahrt. Selbst als die IZBB-Mittel verteilt worden seien, "war die Verwaltung immer noch reserviert". Dabei "hat auch das Markweg-Schulzentrum außerordentlich gut und schnell gearbeitet", lobte Philipsen. Deshalb hoffe er auch, dass es in die IZBB-Förderung noch reinrutsche nämlich dann, wenn andere Gemeinden ihren Eigenanteil vielleicht nicht aufbringen könnten und so von der Liste verschwänden.

Für die schon zugesagte Finanzierung des Schulzentrums Längenholz wünschte sich der SPD-Rat ein Pflichtangebot. Denn sonst, sah Philipsen die Gefahr, machten wieder nur ohnehin schon bildungsnahe Schichten Gebrauch davon. "Wir müssen Bildungschancen für alle erreichen", setzte Philipsen dagegen, "wir dürfen das Werben nicht aufgeben."

Monika Wolff stimmte als Vorsitzende des Herrenberger Gesamtelternbeirates den Ansichten ihrer Podiumskollegen überwiegend zu. Aus ihrer eigenen Erfahrung als Mutter habe sie die Lehre gezogen, dass Kinder eben nicht entsprechend der sozialen Herkunft gefördert werden sollten. "Keine Selektion betreiben", so die Forderung der Beirätin. Sie könne ein verpflichtendes Angebot nur unterstützen, denn es sei "wichtig, dass wir die Eltern erreichen". Was die Finanzierung betreffe, da müsse "das Land auf lange Sicht nachschießen".

Mehr Betreuung notwendig

Dirk Hasenbusch, Rektor der Jerg-Ratgeb-Realschule, berichtete direkt aus der Praxis. So sehe er beim "konzentrierten Arbeiten ein ganz erhebliches Defizit", dazu eine immer länger werdende Liste von Schülern, "die wir rundherum betreuen müssen". Viele Kinder kämen heute aus Familiensituationen, die sie "den Tag über sich allein überlassen". Auch bei den Hobbys der Kinder gehe "die Schere ganz gewaltig auseinander". Die Aktivisten hätten eine vollständig verplante Woche, Schülern ohne nennenswerte Freizeitaktivitäten mangele es dagegen an "Teamfähigkeit, Engagement und Zuverlässigkeit". So müsse die Schule zwischen Lehrern und Schülern "ganz viele Zwischenböden haben", schloss der Rektor und mahnte: "Ganztagsschulen sind die Schulen, die uns das Leben bitter machen werden wenn wir sie nicht einrichten."

Größere Unterstützung erhofft

Auch die Kinder müsse man natürlich erreichen, sagte Hasenbusch auf Nachfrage aus dem Publikum. "Wenn die Kinder sehen, wofür sie sich begeistern", blieben sie freiwillig, "ein diffuses Angebot wir machen mal was mit euch darf es nicht geben". Dazu müsse aber auch Personal qualifiziert und bezahlt werden, mahnte eine Zuhörerin an. Monika Wolff hoffte auf eine bessere Unterstützung seitens der Stadtverwaltung. "Es wird wertvolle Zeit vertan, es gibt kein Miteinander", klagte die Elternbeirätin. Bodo Philipsen setzte auf die Tat: "Lasst uns Längenholz zum überzeugenden Modell machen", dann werde sich auch die Stadt engagieren.

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