Komunalpolitische Kolumne im Gäuboten vom 03.05.2008 von SPD-Ortschaftsrat Andreas Kegreiß

Faire Ruftaxi Preise

Die abendlichen Anschlüsse ab Herrenberg in die Stadtteile scheinen auf den ersten Blick in Ordnung zu sein. "Ruftaxi mit tariflichen Besonderheiten" ist im Fahrplan und der Homepage des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) zu lesen, eine Telefonnummer zur rechtzeitigen Anmeldung ist genannt. Einen Fahrpreis erfährt der potentielle Fahrgast erst später, ob er daraus Konsequenzen zieht, bleibt ihm überlassen.

Nach der deutlichen Preiserhöhung im September 2006 haben jedenfalls viele ÖPNV-Nutzer im Kreis Böblingen diesbezüglich ihr Verhalten umgestellt. Die Anzahl der Ruftaxi-Fahrgäste reduzierte sich im Zeitraum von September 2006 bis August 2007 im Vergleich zu September 2005 bis August 2006 um 81%. Erst als Ersatz für Buslinien eingeführt, dann im Preis so angehoben, dass ab zwei Personen oft schon eine Taxifahrt günstiger ist, wurde das Ruftaxi nicht nur für die Herrenberger Stadtteile unattraktiv gemacht. Dabei ist gerade die letzte ÖPNV-Verbindung nach Hause mitentscheidend dafür, das Auto zu Hause stehen zu lassen oder nicht.

Die Fahrt in einen Stadtteil erhöhte sich von damals 0,95 Euro bzw. 1,90 Euro (Basis: aktuelle VVS Preise) auf heute 4,40 EUR (1,90 Euro + 2,50 Euro "Komfortzuschlag" für Ruftaxi). Diese Preiserhöhung ist dem Ruftaxi zum Verhängnis geworden; auf Kosten der Fahrgäste wurde die Entlastung des Haushaltes des Kreises Böblingen erreicht. Dabei wurde erheblich mehr als geplant eingespart, das Ziel deutlich überschritten. „Ein leerer Stall bleibt zwar sauber, aber ein bringt auch keinen Gewinn (Sprüche 14,4).“ Ein teures und kaum genutztes Ruftaxi bringt auch nicht viel.

Nachdem der Landkreis im Februar 2008 nach neuerlicher Thematisierung der Fahrpreise für das Ruftaxi an seinem erhöhten Preis festhält, ist die Stadt Herrenberg gut beraten, hier im Interesse der Gleichbehandlung aller Stadtteile in die Bresche zu springen. Durch diese Bezuschussung würde gleichzeitig signalisiert, „wir sind eine Stadt“ und wir setzen Zeichen für den ÖPNV in „dieser einen Stadt“. Wenn auch nicht alle Unterschiede damit auszuräumen sind - der innerstädtische Verkehr bleibt höher bezuschusst und Gültstein hat mit der Ammertalbahn auch ohne Ruftaxis eine sehr gute Anbindung im Spätverkehr - wir nähern uns einander an.

Neben Schülern, Jugendlichen und Studenten, die laut städtischer Analyse 73% der Nutzer ausmachen, sollen künftig alle Inhaber von Zeitkarten, mit zwei Euro Zuschuss von dieser Regelung in der Stadt profitieren. Alle anderen Fahrgäste bei Ihrer Fahrt in die Stadtteile mit einem Zuschuss von einem Euro, so dass sich ein reduzierter Preis für das Ruftaxi von 2,40 Euro bzw. 3,40 Euro ergibt. Das Bezahlen direkt beim Fahrer des Ruftaxis ist dabei die unbürokratischste Lösung.

Für die Herrenberger Stadtteile wird der Ruftaxi-Preis damit auf ein vertretbares und vergleichbares Niveau anderer Städte gebracht.

Eine solche städtische Subventionierung des ÖPNV ist nichts Neues. Herrenberg macht dies bereits auf der innerstädtischen Ruftaxi-Linie und für die Rohrauer Ruftaxi-Anbindung gilt gleiches. Insgesamt elf Kommunen im VVS bieten ihren Bürgern vergünstigte Tickets im Stadt- oder Ortsverkehr an.

"Falls das Ruftaxi an seine Grenzen stößt, dann ist ein Bus - welcher Größe auch immer - gefragt.", sagte schon Herrn Staatsekretär Köberle im letzen Jahr beim ÖPNV-Innovation-Kongress in Freiburg im Rahmen einer Preisverleihung „Mobilitätskonzepte für Bus und Bahn“. Ausgezeichnet wurde dort der Landkreis Rastatt für das flächendeckende alternative ÖPNV-Betriebskonzept mit Anruf-Linien-Taxis. Es kann also auch funktionieren. Solch gute Rahmenbedingungen sollten wir uns zum Vorbild nehmen, Herrenberg hat es mit seinen Stadtteilen verdient.

Andreas Kegreiß